B. urophthalmoides

An dieser Stelle möchte ich Euch mal etwas über meinen Dauerliebling, dem Boraras urophthalmoides erzählen , im deutschen Zwergbärbling, Moskitobärbling, Saigonbärbling oder Schwanzfleckbärbling genannt.

Boraras urophthalmoides ist eine der kleinsten Fische im Handel. Vor wenigen Jahren waren sie absolute Raritäten, doch mittlerweile bekommt man sie in guten Fachgeschäften. Dieser kleine Bärbling ist seit 1922 in der Aquaristik bekannt und stammt aus Vietnam und Thailand. Er lebt dort in stark verkrauteten und stehenden Gewässern, meist Teichen oder Gräben.

Früher wurde er unter Rasbora geführt, der aktuelle Wissenschaftliche Name ist meines Wissens Boraras.

Diese Tiere wirken auf den ersten Blick “farblos” für viele.
Über der schwarzen Seitenlinie und dem Schwanzwurzelfleck befindet sich ein schmaler, kupferrot leuchtender Streifen, der bei den Männchen wesentlich stärker ausgeprägt ist.
In den Flossen ist ebenfalls ein Hauch rot, mit einem zarten schwarzen Randstreifen ( unterschiedlich stark ausgeprägt) an der zum Kopf liegenden Berandung.
Im Händlerbecken ahnt man meist nichts davon, dass dieser Streifen fast “glühen” kann, je nachdem wie die Haltungsbedingungen sind.
Bei guter Ernährung und passenden Pflegebedingungen kann auch im restlichen Körperbereich ein zartes rosa/kupferrot eintreten, was die Wirkung dann noch verstärkt.

Ich habe auch schon gelesen, daß sich die Intensität der Färbung je nach Fangort richten soll, daß sich dort also auch lokale Unterschiede ergeben.
Ich denke, im Bereich der Boraras wird sich noch so manch schöner Fisch in den nächsten Jahren zeigen, bisher lag die aquaristische “Breit-band-Interesse” ja eher an bunten Fischen.
Durch die “Nano-Aquaristik ” jedoch werden immer mehr auch kleine Fische gefragt.

Der Zwergbärbling  mag es gesellig.
Diesen Wunsch kann man ihm leicht erfüllen, denn er erreicht um die 1,5 cm, selten werden es 2 cm. Somit kann man in einem 54 Literbecken locker 20-30 Tieren pflegen und sich an ihrem “Schwarm”-Verhalten erfreuen, ohne dass das Aquarium überbesetzt wäre.

Meine Boraras zeigten sich in kleineren Aquarien als ruhige Gesellen, die es dennoch lieben, durchs Aquarium zu ziehen. Man sollte trotz der geringen Größe lieber ein 60er Aquarium wählen, auch wenn die Haltung in kleineren Becken oft vorgeschlagen wird.
Denn je mehr Wasser, je größer die Gruppe und dies kommt den Tieren absolut entgegen.
Dazu aber später mehr.

Das Wasser sollte sauber und klar sein, die Temperatur um die 24-26 C° schwanken. 10° Gesamthärte sollten nicht überschritten werden, der pH-Wert darf um den Neutralpunkt liegen. Weicheres und sauereres Wasser wird von den Fischen meist mit mehr Farbenpracht und auch mit Nachwuchs (es wird in feinsten Pflanzen abgelaicht) belohnt.
Das glingt jedoch nur in Artenbecken, die sehr stark verkrautet sind und viel Moos/Mulm aufweisen.

Das Futter für diesen kleinen Fisch muss natürlich ebenfalls sehr klein sein.
Mikrowürmchen, Essigälchen, Moina, kleine Tubifex, kleine (!) weiße Mückenlarven und frischgeschlüpfte Artemianauplien werden gierig gefressen, aber auch Frostfutter wie Cyclops, Bosmiden, Artemien, Mückenlarven etc. werden angenommen. Es muss nur klein genug sein, um ins Maul zu passen.
Frostfutter kann man gut mit einem Messer abschaben.
Flockenfutter nehmen sie auch, allerdings sollte man dann auf Granulat zurückgreifen, da die Bärblinge nicht gern an die Wasseroberfläche gehen. (Achtung: Fische verfetten davon mitunter schnell an den Organen, auch Mikrowürmchen sind sehr fetthaltig).
Gefüttert werden sollte täglich, denn die Urophthalmoides bauen sehr schnell ab.
Meine Salmler/Schmerlen etc. kann ich ohne weiteres auch mal ein paar Tage nicht füttern, bei den kleinen Bärblingen sehe ich aber schon nach  2 Tagen, daß die Bäuche  dünner werden.

Optimal wäre es 2x täglich kleine Mengen zu geben.

Das bei so manchen Barben beobachtete Verhalten von rumzupfen an anderen Flossen oder Schneckenfühlern kann ich hier nicht beobachten.
Auch kleine Balz/Rangkämpfen habe ich noch nie mit Verletzungen ausgehen sehen.
Ich könnte nun nicht mal sagen, daß die Männchen sich berühren, wenn sie mal untereinander etwas aneinandergeraten… dies zu beobachten ist bei mir schon eher selten.
Ich erwähne dies, weil ich oft danach gefragt werde..Barben..Bärblinge…sind für so manchen fast dasselbe.

Die Einrichtung des Aquariums sollte nur den Grundsatz verfolgen, dass es nicht zu hell (Schwimmpflanzen schatten schön ab) und der Bodengrund etwas abgedunkelt (z.B. mit Laub) ist, sowie im hinteren Bereich genügend Pflanzendickicht zum Rückzug vorhanden sind.
Nixkraut, Hornkraut oder andere feinfiedrige Pflanzen bieten sich da sehr gut an.

Die Tiere brauchen die Möglichkeiten, sich verstecken zu können, vor allem in kleineren Aquarien.
Das kann auch zum Verhängnis werden, denn nicht nur ich, auch andere Pfleger haben die traurige Erfahrung machen müssen, dass diese kleinen Fische sich oft in kleinste Ritzen (z. B. hinter Filter oder Filterschwämme) drängen und dort dann verenden. Daher sollte man jegliche Möglichkeit zum einklemmen im Vorfeld ausräumen.
Einer Freundin sind einige Tiere verendet, weil sie IN die grobe Matte bei dem HMF schwammen. Also auch hier ist vorsicht geboten.
Bei mir hat sich der Hamburger Mattenfilter ( feine/mittlere Porengröße) sehr gut bewährt.

Ein reines Artenbecken muss nicht sein.
Man kann sie sehr gut mit kleinen Corydoras, Dornaugen, Dario dario, Otocinclus oder auch Labyrinthern vergesellschaften.
Oft nehmen “mutigere” Fische ihnen auch die Scheu. Sie sind anderen Fischen gegenüber absolut friedlich.
Man sollte daher darauf achten, dass der Beibesatz diese zarten Fisch nicht unterdrückt.

Sie sind keine hektischen Schwimmer, ziehen eher gleichmäßig durchs Aquarium, stehen  auch gern einfach nur mal nahe der “Böschung”.
Immer wieder kann ich beobachten, daß sie sich  temporär auch gern im Filterstrom aufhalten, dort nach  anströmenden Futter suchen, regelrecht “surfen”.
Dennoch wird als Hauptaufenthaltspunkt eher die ruhigere Region ausgesucht.
Urophthalmoides zeigen in allen Aquarien bei mir eine Bevorzugung des mittleren /unteren Bodengrundes.
Sicherlich trifft man sie auch an der Wasseroberfläche an, aber sie unterscheiden sich dabei deutlich von den brigittae, welche ich jedoch nur in wenigen Exemplaren für kurze Zeit pflegte.
Diese wiesen ein verstärktes Schwimmen in der oberen Region auf.
In all den Jahren ist mir noch nie ein Tier aus einem offenen Aq gesprungen…die Flucht geht eher immer nach unten ins Dickicht.

Beim Fang quetschen sich die Tiere in noch so kleine Ritzen oder bleiben bewegungslos dicht an den Boden gepresst liegen.

Da die Bärblinge so klein sind, wirken ihre Augen sehr groß…es sieht fast niedlich aus, wenn sie einen beobachten, vor allem, wenn dies “Auge in Auge” geschieht…man hat dann immer den Eindruck, dieser kleine Fisch schielt etwas.

In den vergangenen 20 Jahren habe ich diese Tiere immer wieder über einen Zeitraum gepflegt, ich komme anscheinend nicht von ihnen los.

Immer habe ich mich gefragt, wie sie sich wohl in großen Aquarien verhalten, da ich fast überall gelesen / gehört habe, daß sie dort “untergehen”, der kleine Fisch dort also  Fehl am Platze ist.

Aus einer Not heraus habe ich meine 15 Tiere damals in mein “Paludarium” umgesetzt, mit einer Wasserfläche von 160x 55x 40 und u.a. sogar Schachbrettschmerlen als Beibesatz.

Ich war erstaunt, wie schwimmfreudig und mutig die kleinen Boraras plötzlich waren…nicht mehr dicht an dicht, sondern auch einzeln turnten sie den ganzen Tag überall herum.

Ermutigt durch diese Beobachtung wagte ich dann einen großen Trupp in mein neues Aq zu setzen ( 100 x 80x 50).
Dort sind Beilbäuche ( C. marthae/strigata) , Dornaugen ( P. pangia), Schachbrettschmerlen ( Y. sidthimunki), 3 T. pumila ( knurrende Zwergguramis) und etliche Zwerggarnelen beheimatet.

Es ist toll, wie locker die Gruppe von knapp 50 Tieren ist.
Sicherlich, bei schnellen Bewegungen ziehen sie sich auch ein Stück zurück, kommen aber sofort wieder an.
Dieses “Absichern”, schnelle flüchten und ängstlich aus dem Dickicht starren in den kleinen Aquarien finde ich hier überhaupt nicht mehr wieder.

Hier haben sie ja auch genug Tiefe, um sich einfach etwas zurückzuziehen, sie scheinen sich sehr sicher zu fühlen.

Es wird mal einzeln herumgeschwommen , in kleinen Grüppchen oder mal im großen Trupp zusammengeschlossen.
In den kleinen Aquarien konnte ich dies fast nie beobachten, dort  bildeten sie fast immer eine Gruppe.
Sie nehmen hier sogar Futter von der Oberfläche, vielleicht durch die Beilbäuche animiert.

Meine Befürchtungen betreff der Schmerlen war unbegründet, sie wagen sich sogar in das Schmerlenknäuel, um etwas von den aufwirbelnden Futterpartikeln zu bekommen, wenn es mal Tablettenfutter gibt.

Leider hatte ich Anfangs Ausfälle. Einige Tiere “ergrauten” von innen, magerten ab, 2 zeigten sogar milchige Stellen im Körper.
Ich fing sie raus und tötete sie ab, denn meinen Erfahrungen nach kann dies nicht geheilt werden.

Es ist faszinierend, welch unterschiedliche Verhaltensweisen doch diese Fische zeigen.
Schon oft machte ich die Erfahrung, daß selbst solch kleine Fische sehr wohl in größeren Aquarien zurechtkommen, wenn man nur ein wenig auf den Aufbau des Aquariums achtet.

Ich bin gespannt, ob die kleinen Bärblinge sich in dem Aquarium selbst vermehren, ich befürchte jedoch, daß mein Wasser dazu nicht weich genug ist.

Alles in allem ist dieser Fisch eine Bereicherung , auch für kleine Aquarien.
Gerade in diesen ist es oft nicht möglich, z. B. Salmlern (aufgrund des geringen Platzes), das Bedürfnis nach vielen Artgenossen zu erfüllen. 10 Tiere sind dann leider oft ein Kompromiss.
Bei diesem wunderschönen Fisch kann man aufgrund seiner geringen Größe das Verhalten in größeren Gruppen beobachten.

Aber man sollte sich nicht dazu verleiten lassen, sie wegen ihrer Winzigkeit  zu einem Leben in beengten Verhältnissen zu verdammen.

In der momentanen  “Nano-Aquarien-Welle”  habe ich sogar  von  5 Tieren in 10 Liter gelesen.

Ja, sie sind klein, es wirkt, als brauchten sie nicht viel Platz, aber ihre “Größe” wird hier leider falsch genutzt.

Hier geht es nicht mehr um “was tut dem Fisch gut”, sondern nur noch um “was geht noch”.

Ich plädiere  für  mind. 40 Liter, besser noch 54 Liter  und hier kann man dann die Endgröße nutzen und zwar FÜR die Tiere:
man kann ihnen eine schöne große Gruppe bieten, was vielen Fischen anhand des zu geringen Platzes und deren Endgröße oftmals verwehrt bleibt.

Und ich kann nur empfehlen, diese wunderschönen Fisch mal in einer richtig großen Gruppe zu pflegen.  :supi:

So, ich habe endlich fertig,
Eure Verena

 

August 2008

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