M.ramirezi Nachzucht

Hier möchte ich Euch ein wenig über die Aufzucht von M. Ramirezi berichten.
Leider hatte ich damals nur eine alte Konferenzkamera und so sind die Bilder nicht besonders gut geworden, aber ich denke, man kann dennoch einen Eindruck gewinnen.
Von meinem ersten Paar war zuerst das Weibchen verstorben und kurz nachdem ich dem Männchen ein neues Weibchen gönnte verstarb auch er.
Aber mit 3 Jahren hatte er ein schönes Alter erreicht, sie wurde nur knapp 2,5 Jahre. Leider hatte ich nie Nachzuchten mit dem 1.Paar, nach 2 Wochen Freischwimmen wurden die Jungen immer gefressen.  Aus schon genannten Gründen im anderen Bericht, verzichtete ich auf eine separate Aufzucht und erfreute mich nur an den erwachsenen Tieren.

Das junge Weibchen und mein neues Männchen zogen jedoch schon beim zweitem Versuch ihre Brut auf, anscheinend hatte ich Glück und sie waren sich ” symphatisch ” .

Auf dem oberen Bild ist ein Paar zu sehen, allerdings nicht das Elternpaar, sondern mein Nachwuchs von ihnen.

Ich war damals mit der ersten Auzucht etwas überfordert, denn es waren zudem über 100 Jungtiere und ich kam später in größte Platznot. ^^
Abgelaicht wurde in einem 60er Becken mit folgenden Wasserwerten: Ph~5, Kh/ Gh/ NO2/ NO3/ PO4 mit Tropfentest nicht messbar, Leitwert ~60µs, Temperatur ~27,5 °C, Torffilterung, Eichenlaub.
Wöchentliche Zugabe von Spurenelementen.
Das weiche Wasser erreichte ich durch eine Umkehrosmose, eine wöchentliche Zugabe von Spurenelementen schien den Tieren sehr gut zu tun.

Das AQ war mit Sandboden, Javamoos, Nixkraut, Hornkraut, Froschbiss, Anubia und Eichenlaub dekoriert, gefiltert wurde über einen Mattenfilter, kaum merkbare Strömung.
Wasserwechsel erfolgte alle zwei Tage ca.40%.

Auch wenn man nicht züchten möchte, so sollte man das Aquarium dieser Barsche immer mit Sandboden, und dichter Randbepflanzung einrichten. Wer schon mal den Unterschied gesehen hat, wenn Zwergbuntbarsche in Kies und dann in Sand eine Kuhle ausheben, wird mich verstehen.*ggg*

Vergesellschaften kann man M. ramirezi sehr gut mit anderen kleinen Fischen, ruhigen Salmlern oder Welsen. Wichtig denke ich ist, das die Lebensbedingungen zusammenpassen und vor allem auch die Beckengröße/ Grundfläche stimmt.
Sehr gut funktionierte es bei mir mit H. amandae oder Nannostomus marginatus, die ja relativ ruhig sind. Zu stressende Beifische behagen den Ramirezis nicht und Stress lässt sie dann oftmals leicht kränkeln.

Welse sollte man erst bei größeren Aquarien zusetzen, ich denke ab 200 Liter, bzw. bei ausreichend großer Bodenfläche, da sie sich ansonsten mit den Ramirezis ins Gehege kommen.
Bzw. entweder fressen Ancistrus und Co im Dunkeln Eier und Jungen weg oder die Ramirezis jagen Panzerwelse so stark, daß diese nur noch in einer Ecke sitzen. Beides ist von den wenigsten Pflegern erwünscht.

Das Paar hat immer auf einem Eichenblatt abgelaicht, obwohl auch flache Steine oder auch Anubiapflanzen zur Verfügung standen.
Sie begann die Balz, umschwamm ihn und zitterte dabei, die Legeröhre war deutlich sichtbar. Immer wieder putzte sie das Blatt, schwamm das Männchen an und forderte ihn somit auf es ihr gleich zu tun. Schließlich kam er hinzu und sie begann mit der Eiablage ( zw. 100-250 Stück).
Nach und nach platzierte sie mit Hilfe ihrer Legeröhre den Laich auf das Blatt, das Männchen glitt dann dicht über das Gelege und besamte es. Dieser Vorgang zog sich über mehrere Stunden hin.
Die Eier waren zuerst gelblich, wurden dann immer klarer, bis man schließlich schon den Schatten der Jungtiere entdecken konnte.

Das Männchen übernahm die Brutpflege, stand mit leicht eingebogenen Körper über dem Gelege und fächelte mit den Seitenflossen Frischwasser zu, verpilzte Eier wurden gefressen.
Das Weibchen löste ihn nur kurz ab, anscheinend nur zur Paarbindung, sicherte sonst die Umgebung. Am Ende des 2. Tages spuckte das Männchen eine hauchdünne Sandschicht auf das Gelege. Schnecken wurden energisch solange attackiert, bis sie entweder das Weite suchten, oder ” Mann” sie mit dem Maul wegschieben konnte.
Nach ca. 3 Tagen schlüpften die Jungen und wurden von beiden Eltern in eine Sandkuhle umgebettet.

Dabei nahmen beide Junge ins Maul und transportierten sie in eine Kuhle, welche beide Elterntiere abwechselnd ausgehoben haben. Dabei schoben sie den Sand mittels des Bauches und kräftig schlagenden Flossen von der erwählten Stelle fort, bis eine ca.10cm im Durchmesser und 2cm tiefe Einbuchtung entstanden war.
Wie schon beim Bau der Kuhle, so wurde auch beim Transport der Jungen die gesamten Brut nicht aus dem Auge gelassen, die Elterntiere sicherten immer wieder, bis sie sich in der Mitte des Weges trafen und strebten dann schnell ihr Ziel an. Sorgfältig wurde auch noch bis zum späten Abend immer wieder das Blatt abgesucht, ob nicht doch eine Larve übersehen wurde.
Es war eine beeindruckende Teamarbeit!

Das Freischwimmen erfolgte nach weiteren 3 Tagen.
Es war sehr interessant zuzusehen, wie die Kleinen Larven in rotierenden Bewegungen unkontrolliert aufstiegen und sofort von der nun sehr intensiv wachenden Mutter (die permanent frisches Wasser zufächelte) mit dem Maul eingefangen und in die Kuhle zurückgespuckt wurden.
Das Männchen übernahm nun mehr den absichernden Part, während das Weibchen über dem Gelege stand und Ausreißer nicht weit kommen ließ.

Gewissenhaft suchten die Eltern auch die Umgebung ab, um eventuell ausgebüxte Jungfische einzufangen, was gar nicht so selten der Fall war.
Immer wieder stand die Mutter über dem Gelege, legte die Bauch/Rückenflossen an und ließ sie dann gleichzeitig mit der Rückenflosse ausschnellen …

Ein Zeichen, dass die Jungen unten bleiben sollten und dies ließ die Jungen später beim Freischwimmen sofort starr auf den Boden sinken und verharren….

Verzeiht die alten, schlechten Bilder, aber da hängt auch etwas Nostalgie mit dran…damals war das schon was *lach*

Ich hatte damals ja nur eine Webcam und habe dort dann Standbilder von genommen.
heutzutage bekommt man ja mit dem einfachsten Handy bessere Bilder hin….^^

Gefüttert wurde am 2. Morgen nach dem Freischwimmen mit frisch geschlüpften Artemianauplien, die ich mittels einer Spritze und aufgesetztem Luftschlauch direkt in den Jungfischschwarm einbrachte.
Anfangs attackierten die Eltern den Schlauch stark, es ließ aber immer mehr nach und sie fraßen eher gierig mit. Besser wären aber am Anfang sicherlich Pantoffeltiere gewesen, nur hatte ich diese leider nicht.

Oft lese ich davon, daß Zwergbuntbarschjunge mit Staubfutter großgezogen worden sind. Meist handelt es sich um Purpurprachtbuntbarsche.
Ich kann diese Erfahrung nicht teilen, weder die ramirezis, noch die macmasteri, noch die dorsigera Jungen nahmen totes Futter in den ersten Wochen an.
Sie wären verhungert.
Da Nährstoffunterversorgungen die Tiere körperlich stark beeinträchtigen können, sollte man hier nicht experimentieren, sondern wenigstens eine alternative (Lebendfutter) zur Hand haben!

5 Tage nach dem Schlupf waren dann alle fleißig im AQ unterwegs, die Jungen wurden abends in die Kuhle verfrachtet.
Ich hatte eine kleine Diode als Nachtlicht angebracht, denn meine Beobachtung war, dass die Kleinen völlig kopflos beim Ausschalten des Lichtes durch das AQ schossen und die Eltern in Panik gerieten. War aber ein winziges Nachtlicht vorhanden (an der Kuhle, im unteren Bereich außen angebracht), so sammelten sie die Jungen ein und wachten auch über den im dichten Pulk am Boden liegenden Kleinen.

Gefüttert wurde bis zu 10 x am Tag, je nachdem wie oft ich konnte, mindestens jedoch 5 mal. Die Jungen wuchsen im Gegensatz zu meinen Salmlern doch recht langsam.
Als die Kleinen ca. 2 Wochen alt waren, bekam das Elternpaar sich heftig in die Wolle und ich befürchtete schon das Schlimmste, denn um diese Zeit herum verschwanden auch immer meine Jungen vom ersten Paar…

Das Weibchen schien ein neues Gelege vorbereiten zu wollen, obwohl sie noch Junge führten.

Aber anscheinend konnten sich die beiden einigen und führten zwei Tage später wieder harmonisch und gewissenhaft in diesem AQ weitere 3 Wochen, dann setzte ich sie samt Brut in ein größeres Becken (120x35x40) um.

Dort führten sie nicht ganz weitere 2 Wochen, bis ich sie trennte, da das Weibchen wieder ein neues Gelege vorbereitete und diesmal auch die Laichpapille zu sehen war..


Die Kleinen blieben schon seit etwas über 2 Wochen zwar in Kontakt mit den Elterntieren, durchstöberten aber das gesamte AQ.
Immer mehr sonderten sich ab und gingen ihren eigenen Weg.

Ich sah es also nicht als Verlust für sie an, die Eltern zu entfernen, zumal das Männchen sogar etwas gereizt wirkte.

Bis dahin war eigentlich alles noch kein Problem, doch schon bald fingen die kleinen Ramirezi-Männchen an Reviere aufzuteilen und lieferten sich schon erstaunliche Streitereien.. .und das mit gerade mal 2,5-3 cm!!!

Fing ich die Größten heraus, machten Kleinere einen regelrechten Wachstumsschub und traten an deren Stelle.

Durch mangelnden Platz jedoch konnte ich ihnen nicht ausreichend Raum zur Verfügung stellen und die Hälfte der Jungtiere wuchs deutlich langsamer.

Beim nächstem Mal würde ich 5x60er und 3x80er Becken aufstellen, um immer gleichmäßig aussortieren zu können….

Ebenfalls darf man die enorme Fütterungsbelastung für die jeweiligen Becken nicht vergessen… täglicher Wasserwechsel von knapp 40-70% waren angesagt, je nach Belastung…

Auch die Umstellung von lebenden Artemien/ Daphnien/ Mikrowürmchen (Essigälchen wurden verschmäht!) auf Frostfutter ( Cyclops, Daphnien, Moina) scheiterten anfangs, mit knapp 10 Wochen erst nahmen sie gefrorene feine schwarze Mückenlarven an und zwei Wochen später dann auch endlich Cyclops und Moina und kurz darauf dann auch Flockenfutter.

Von anderen Züchtern habe ich nicht solche Probs bei der Futterumstellung gehört, vielleicht waren meine einfach nur verwöhnt….*LOL*

Die Aufzucht und Brutpflege zu beobachten, war mein bisher schönstens Erlebnis in der Aquaristik und ich denke, ich werde früher oder später wieder zu der Pflege dieser wunderschönen Fische zurückkehren.

 

Schreibe einen Kommentar