Erlenzäpfchen

Hallo,
ich dachte mir, ich fasse mal alles zusammen, was ich so über Erlenzäpfchen gelesen oder selbst erfahren habe.
Bei ersterem versuche ich mich, nur auf von mir vertrauenswürdig befundene Aussagen zu beziehen.
Da ich dies alles einfach so runterschreibe verzeiht bitte inhaltliche Sprünge …

Zuerst einmal…was ist eine Erle?

Uns interessiert die Schwarzerle Namens Alnus glutinosa.

Hier mal ein paar Bilder, die mir von Erich zur Verfügung gestellt wurden.

Die Erle ist ein einheimisches Birkengewächs und sie kommt in feuchten Böden vor, also an Fließgewässern, Seen, auch Moore und manchen Auen.
Sie kann ca. 120 Jahre alt werden und der Stamm kann eine Dicke von 50-80cm erreichen.
Die Schwarzerle ist ein sommergrüner Baum, der bis zu 25 Meter hoch werden kann.

Die Erle ist eingeschlechtlich und pflanzt sich durch Windbestäubung/Fremdbestäubung fort.

Männliche Blüten sind kleine lange “Würste”, für uns sind aber nur die weiblichen Blüten von Interesse, die schon eher einem Zapfen ähneln.
Ihr Durchmesser beträgt bis zu 1,5 cm, in unreifem Zustand sind beide “Blüten” grün.

Die beste Jahreszeit um Erlenzäpfchen zu sammeln soll von Dezember bis Februar sein.
Diese sind gut durchgetrocknet, wegen Frost auch schon Ungeziefer befreit und noch nicht von Regen augelaugt.
Zudem sollen wohl Schnee und Wind oftmals die Zweige niederdrücken oder sogar abgebrochen haben, was das Sammeln erleichtert.

Bitte daran denken: unterschiedliche Reifegrade und Wetterbedingungen haben (wie bei allen Naturprodukten) auch schwankende Wirkungsweisen !
Viel Regen könnte also die Wirkung abmildern, weil schon ein Großteil der Stoffe ausgeschwemmt wurde.

Es werden ausschließlich die braunen Zapfen verwendet, nicht die unreifen Grünen !

 

Diese Zapfen wurden recht spät gesammelt, sie sind schon weit geöffnet, haben nur noch wenig Wirkstoffe.

Kleine Astreste können ruhig dran bleiben, raspelnde Welse mögen diese gerne.

Ich sammel Erlenzäpfchen auch das ganze Jahr hindurch, nehme es manchmal auch als hilfreich an, daß sie nicht mehr so stark färben, dafür aber eine dekorative Wirkung im AQ haben.

Gesammelt wird direkt vom Baum.
Dann kann man sicher gehen, daß keine anderen Stoffe ( z.B. Urin) damit in Kontakt kam, oder kleine Insekte sich schon einnisteten.

Ich bewahre sie in der Wohnung in einem Stoffbeutel auf, an einem trockenen, dunklem Ort.

Und warum sammeln wir sie?

Na, wegen den Inhaltsstoffen.

  • Tannine (Gerbstoffe): bis zu 5% der Trockenmasse
  • Huminsäuren
  • trihydroxylierte Flavonoide ( z.B. Myricetin, Leucodelphinidin, Ellagsäure, Ellagi- und Gallotannine)
  • Lignan, Anthrachinon

Erlenzäpfchen wirken fungizid (Pilzhemmend), haben je nach Qualität eine Ph-senkende Wirkung und die Tannine sollen bei Wirbellosen einen positiven Einflusss bei der Häutung haben.

Tatsächlich lese ich immer wieder (und habe auch selber die Erfahrung gemacht), daß gerade bei Pilzinfektionen oder generell Schleimhauterkrankungen von Fischen eine Zugabe von Erlenzäpfchen geholfen hat.

Der Einfluss auf den Ph hängt nicht nur von der Qualität der Zäpfchen ab, sondern auch von der Härte des Wassers.
In geringer Kh kann der Ph-Wert durchaus um einiges fallen (je nach Zäpfchen-Menge), bei höherer Karbonathärte (z.B. 8-10 Kh) ist eine Senkung um/bis höchstens 0,2 eher wahrscheinlicher.

Ich nutze sie daher nicht als Ph-Senker, eher die sichtlich positive Wirkung mancher Inhaltsstoffe auf die Fische bewegen mich zum Einsatz.

Manche trocknen die Zäpfchen im Backofen bei knapp 100 Grad für ca. 15 Minuten.
Vorsicht, sie sollen bei höheren Temperaturen schnell verbrennen.

Ich mache mir diese Mühe nicht.
Je nach Stärke der Zäpfchen und Ziel werfe ich einfach die / das Zäpfchen ins Wasser.
Es sinkt dann nach ca. 2 Tagen nach unten.
Dabei nehme ich bei stark wirkenden 1 auf 25 Liter, bei ausgelaugten können es auch schon mal 5-6 sein.

Lieber erstmal mit wenigen anfangen und beobachten, denn die Fische müssen sich auch langsam an die Zäpfchen und die daraus resultierenden Veränderungen gewöhnen.
Und man selbst muß sehen, wie intensiv die Erlenzäpfchen wirken.
Daher lieber nur mit wenigen anfangen, nach 1-2 Tagen kann man immer noch nachdosieren.

Erlenzäpfchen dürfen nicht fehlen, damit das Wasser den Fischen mehr entgegen kommt.

Hier sieht man das vordere noch geschlossene Zäpfchen.
Es hat im Gegensatz zum Hinteren noch wesentlich mehr Wirkstoffe.

Auch zuviel des Guten kann auch nach Hinten losgehen.
Eine zu starke gelb/ braunfärbung des Wassers nimmt den Pflanzen Licht, was nicht jede Pflanze gut verträgt!

Die meisten Fische mögen solche Abdunkelung, vor allem Glühlichtsalmler, Neons oder auch Bärblinge danken dies mit einer unglaublich intensiven Farbe.

Aber Erlenzäpfchen sind keine Wunderzäpfchen, die man ohne Vorsicht einsetzen kann.
Ich habe schon 2-3 mal erlebt, daß bei hoher Dosierung die Fische mit Atemproblemen reagierten.
Sie färbten sich dunkel und japsten regelrecht nach Luft.
Auch andere Aquarianer haben davon schon berichtet.
Ich führe dies nicht unbedingt auf eine Verunreinigung der Zapfen zurück (in geringeren Dosen zeigten sich keinerlei negative Auswirkungen), sondern eher darauf, daß durch die Inhaltstoffe Veränderungen in der Aquariumbiologie statt fanden, die zu schnell/heftig waren.
Oder sogar manche Stoffe toxisch wirken in hohen Dosierungen….?

Was dies genau war, kann ich nicht sagen, es handelte sich jedoch um sehr weiches Wasser (2 kh) und der Ph sank schnell von 6,6 auf 5,8.
Diese starke Beeinflussung wird vielleicht die Ursache gewesen sein und vielfältige Reaktionen im AQ nach sich gezogen haben.
Ein größerer Wasserwechsel und die Reduzierung der Zäpfchen brachten alles wieder in den normalem Bereich.

Wenn man also nicht gleich übertreibt und das Aq normal beobachtet, bringen für viele nicht aus der Aquaristik wegzudenken.

Auch bei der Fischzucht werden sie vielfach eingesetzt, es wird von vielen Aquarianern bestätigt, daß die Zugabe von Erlenzäpfchen das verpilzen von Fischeiern verhindert / vermindert und somit besser Schlupfergebnisse erzielen.

Die Kombination aus den Inhaltsstoffen, einhergehend mit der Ph-Absenkung scheint also keimhemmend und fungizid zu wirken.

Eine weitere Möglichkeit sich die Stoffe der Zäpfchen zunutzen zu machen ist es, sich einen Sud herzustellen.
Dazu nimmt man mind. eine handvoll Erlenzäpfchen und kocht sie in 1-1,5 Liter Wasser mind. 20 Minuten aus.

Das ergibt dann eine schöne saure, tiefbraune Brühe, die aber auch etwas intensiv riecht.
Also am besten bei weit offenen Fenster köcheln…wenn man da empfindlich ist.
Dieser Sud sollte nur sehr vorsichtig eingesetzt werden, also nicht einfach reinkippen nach dem Motto: viel hilft viel.

Auch hier ist es angesagt langsam anzufangen und dann bis zur gewünschten Wirkung zu steigern.

Ich habe eine Flasche nun seit knapp 1 Jahr im Gebrauch und konnte nix negatives feststelen .. kein Schimmeln, keine Verfärbung des Sudes…keine negativen Reaktionen bei einbringen desselbigen ins AQ.

Anzumerken sei noch, daß Erlenzäpfchen einen möglichen Einfluss auf Meßergebnisse haben.

Man kann also die (ungefähre) Bestimmung des CO2-Wertes bei der Messung vom Ph-Wert und der Karbonathärte nicht mehr anwenden, da ja die Inhaltsstoffe der Zäpfchen dort mit einfliessen und die Kohlensäure nicht mehr alleine als Ph-Senker fungiert.

So, mehr fällt mir momentan nicht ein, vielleicht kann ja der ein oder anderen den Bericht noch ergänzen.
Korrekturen sind natürlich auch willkommen.

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