Essigälchen

Hallo,
Ich möchte Euch heute einmal Essigälchen vorstellen, ein Lebendfutter, welches mich seit gut 5 Jahren begleitet und mir nur einmal Arbeit gemacht hat…als beim Umzug das Glas auslief.

Die Systematik der Essigälchen gliedert sich folgendermaßen auf :
Stamm Nemathelminthes (Schlauchwürmer)
Klasse Nematodes (Fadenwürmer; mind. 1000 Arten)
Ordnung Rhabditoidea (= Anguilluloidea)
Familie Cephalobidae
Gattung Turbatrix (= Anguillula)
Art aceti

Essigälchen sind winzig klein, sie erreichen höchstens eine Größe von 1-1,5 mm und sind so fein, daß man sie mit bloßem Auge schwer erkennen kann. Fotografieren…naja, vielleicht mit einem Hochleistungsfotoapparat…*ggg*

Ich nehme sie als Ergänzungsfutter für Jungfische oder auch als Erstnahrung, da sie kleiner als Artemien sind.
Auch kleine Zierfische wie zB. B.urophthalmoides (Zwergbärblinge), T. pumila (Zwergguramis), H.amandae (Funkensalmler) oder auch Dario dario gehen an dieses Lebendfutter heran.
Der Vorteil gegenüber den Mikrowürmchen ist hier:
sie sinken nicht zu Boden, sondern schlängeln sich durch das Wasser, in dem Bestreben an die Oberfläche zu kommen.

Das wiederum bedeutet, daß freischwimmende Fische oder an der Wasseroberfläche lauernde Larven, dieses Futter auch ergreifen können.
Essigälchen können mehrere Tage lang im Wasser überleben, je saurer, desto besser.

Man sollte aber auch hier bedenken: genau wie bei Mikrowürmchen ist der Fettanteil sehr hoch. Es sollte also so schnell wie möglich auf Artemia bei der Aufzucht umgestiegen werden, bzw. die Essigälchen nur als Ergänzung, nicht als Hauptnahrung verfüttert werden.
Auch sollte geprüft werden, ob das Futter angenommen und verdaut wird…ich hatte bisher erst einmal Probleme, meine Ramirezilarven nahmen sie nicht an.
Aber sicher ist sicher.

Nun zu meiner “Zucht”…
Ich habe die Essigälchen in einem kleinen Glas von 500 ml.
Die Zusammensetzung bestand aus 300 ml Essig und 200 ml Wasser.
Dazu habe ich einen Teelöffel Zucker gegeben.

Dieses Glas besitze ich nun seit über 8 Jahren, ich fülle lediglich hin und wieder mal das Wasser / Essiggemisch auf, bzw. gebe all paar Monate mal einen Teelöffel Zucker hinzu.
Mit der Zeit bilden sich weißliche Flocken am Boden, die ich aber nicht entferne.
Die Essigälchen selber kann man, wenn man gegen das Licht schaut, aktiv und eifrig schlängelnd in der Flüssigkeit sehen, sie konzentrieren sich vor allem an der Oberfläche.

Hier könnt ihr sie als weiße Trübung im oberen Teil erkennen:

Da das Essig-Gemisch aber Obstfliegen anzieht, habe ich Mückengaze genommen und doppelt über die Glasöffnung gelegt, mit einem Gummi fixiert.
So habe ich niemals Probleme mit einer Fliegenplage bekommen oder nur sehr selten ertrunkene Tiere (die können ja in Massen auftreten!) im Zuchtglas gehabt.
Ansonsten sollte man immer darauf achten, daß das Glas oben nicht komplett verschlossen ist.
Übrigens: die Futtertierzucht nimmt niemand wahr…es steht hinten in der Küche, in einem kleinen Regal, kein Geruch nichts.
Selbst den Essig nimmt man nicht zur Kentniss.

Das Aufwendigste an dieser Lebendfutterzucht ist im Grunde die Trennung von Flüssigkeit und Äälchen…
Ich habe damals lange Zeit damit veschwendet eine effektive Methode zu finden.
Die Kaffetütchen-Filtermethode ist absolut unbrauchbar.

Die meisten Tiere werden durchgeschwemmt, der klägliche Rest…na , den findet man meist kaum noch in der Filtertüte…

Dann war ich auf der Suche nach einem Sieb.
Es gibt welche mit einer Maschenweite von 20 µs, diese sollen sich wohl sehr gut eignen.
Ich fand nur ein Set und das war mir zu teuer.

(Anm.: auch das feinste Artemiasieb ist zu Großmaschig!)

Dann stieß ich auf die Watte-Variante und bin bisher dabei geblieben.

Man muß nur ein (oder mehrere) Reagenzglas besorgen. Ich kaufte meine auf dem Flohmarkt für wenige Cent, im Laborbedarf wird man aber auf jeden Fall fündig.
Die Öffnung sollte schon mind. 2,5 cm haben… das Ganze stellt man zur Stabilisierung in einen Becher oder ähnlichem.
Dort gibt man dann unten einfach etwas Essigälchen”wasser” , stopft dann Watte drüber ( Filterwatte, oder auch Haushaltswatte) und gießt von oben Wasser drauf.
Dabei sollte man darauf achten, das sich das Essig nicht oberhalb der Watte wieder findet….

 

Nun schlängeln sich die Älchen also durch die Watte nach oben und landen im sauberen Wasser. Je nachdem wie dicht man die Watte packt dauert es natürlich, 2 Tage sollte man aber ruhig einkalkulieren.
Man kann sie nun mit einer Spritze sauber abziehen und verfüttern.

Gießt man wieder Wasser auf, dann kann man auf die nächsten Älchen warten.
Je nachdem wie man es handhabt, kann so ein Röhrchen lange Zeit stehen.

Ich habe sogar ein sehr hohes, schmales Marmeladenglas, welches seit gut 8 Monaten in Betrieb ist.
Mit Watte etc…..die Älchen vermehren sich im unteren Bereich, steigen auf und somit habe ich einen Daueransatz, der sich auch gleich sauber trennt.
Lediglich Wasser muß ich immer oben nachfüllen.

Dem Erfindungsgeist sind hier keine Grenzen gesetzt, je nachdem wie viel Futtertiere man braucht, muß man halt etwas rumexperimentieren.

Für mich sind die kleinen Würmchen das einfachste und vor allem auch langlebigste, wartungsfreieste Lebendfutter, was ich je hatte.

 

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