G. petersii

Ich dachte mir, ich schreibe mal meine Ansichten/Erfahrungen zur Elefantenrüsselfischhaltung nieder.

Immer wieder liest man ja von Elefantenrüsselfischen, die leider in falsche Haltung geraten.

Gnathonemus petersii kennen manche aus dem Zoohandel… interessant aussehende Fische, dunkel, mit Stielschwänzchen und einem vermeintlichen Rüssel.
Das ist aber ein Kinnfortsatz.
Der Mund ist darüber.

Ein interessanter, anders aussehender Fisch, der für viele somit etwas Besonderes darstellt und das AQ etwas aufpeppen soll…

Man liest immer wieder an vielen Stellen, daß sie alleine gehalten werden sollten ab 200 Liter und sie innerartlich agressiv wären.
Auch im (Fach)Handel wird einem dies meist noch erzählt, leider selber oft erlebt.

Das ist falsch.

Diese Informationen sind überholt und widerlegt, nur wer sich nicht fortbildet, der kaut eben weiter auf solche falschen Haltungsbedingungen herum.

G. petersii hat ein äußerst komplexes Sozialverhalten und lebt durchaus gesellig und mit einer Gruppenhierarchie.
Die Tiere bilden regelrechte Rangordnungen aus, ich würde es als Laie als Rudel beschreiben.

Sie werden relativ groß ( 25-30cm wird angegeben, 20-25 halte ich realistisch) und brauchen dementsprechend Platz.
Ich rate mind. 200 cm Kantenlänge des Aquariums an, zur dauerhaften Haltung mehr, so groß wie eben möglich ist.
Die Grundfläche ist hier am wichtigsten, die Höhe eher nebensächlich, auch wenn sie genutzt wird.
Das Hauptaugenmerk sollte auf der Länge und Tiefe des Beckens liegen.

Meine momentane Beckengröße ist 2,40 x 0,60 x 0,50.
Ein größeres ist in Planung.

Warum so viel Platz?
Schließlich liest man ja an verschiedenen Stellen, daß sie keine Langstreckenschwimmer seien.

Daß mag vielleicht stimmen, aber nun betrachten wir uns mal den Fisch.
Nehmen wir durchschnittliche 20 cm … ein schnittiger Körper, pfeilschnelle Bewegungen und mit nur wenigen Flossenschlägen haben sie bei mir eine Länge von 2,40 m zurückgelegt.
So schnell kann ich das manchmal gar nicht nachvollziehen, wie sie eben noch rechts hinten waren und plötzlich links hinten wieder auftauchen…. trotz massig Wurzeln etc. !
Sie sind extrem schnell und flink, bauen eine hohe Geschwindigkeit auf und wenn ich sie im Dämmerlicht betrachte (oder mit der Infrarotkamera), dann sehe ich Fische, die agil und schwimmfreudig sind und eine gewisse Beckenlänge benötigen, um sich mal “zu strecken”.
Um Energie abzubauen.

Alleine deswegen verzeiht die unscharfen Bilder…sie sind einfach zu quirlig für meine Kamera…^^

Hinzu kommt dann das soziale Verhalten untereinander.
G. petersii sind , wie erwähnt:

Keine Einzelgänger !

Ich habe nach all den Jahren den Eindruck gewonnen, daß die Tiere die Gruppe brauchen, sich untereinander animieren, Sicherheit vermitteln und vor allem auch:
beschäftigen.

Für ein ungeübtes Auge mag der mitunter etwas ruppige Umgang agressiv wirken und dazu verleiten, Tiere zu trennen.
In den meisten Fällen aber ist es nicht nötig.
Solange keine Verletzungen entstehen, oder ein Tier ausgestossen wird aus der Gruppe, ist alles ok.
Steht ein Tier auffallend abseits, dann sollte man hellhörig werden.

Sie schubsen, stupsen, scheuchen, wedeln eben was das Zeug hält und beim Fressen will jeder alles haben… und nichts abgeben.

Sie möchten einen gewissen Körper-Abstand untereinander, wollen also nicht eng an eng liegen wie z.B. Prachtschmerlen, aber alleine will auch keiner sein.
Alle meine Tiere suchen eine Ecke mit vielen Röhren etc. auf und verschwinden dort den ganzen Tag über, trotz der Möglichkeiten woanders hin auszuweichen.
Die Gruppe bleibt zusammen.
Aber sie haben auch die Möglichkeit sich aus dem Weg zu gehen, sie können Energien des Nachts abbauen, viel Schwimmen, nach Nahrung suchen, Sozialverhalten ausüben.

Werden mehrere Tiere nun auf zu engem Raum eingesperrt, passiert das Gleiche wie auch bei z.B. bei Menschen… man geht sich irgendwann aufgrund des Stresses an.
Hier sind also dann nicht die Lebewesen schuldig und agressiv, sondern die ihnen aufgezwungene Enge des Lebensraumes treibt sie an ihre nervlichen Grenzen.
Hier stauen sich Energien und vielleicht sogar Frust (wenn Fische soetwas ähnliches empfinden können) an und können dazu führen, daß sie sich verletzen, dominante Tiere sogar unterlegenere Tiere töten.

Auch beim Kauf sollte darauf geachtet werden, daß jedes Tier seine eigene Tüte bekommt!

Einzeltiere dagegen kümmern, verlernen soziales Verhalten und neigen dann auch zu regelrechten Verhaltensstörungen.
Man liest immer wieder von Tieren, die Sandkörner balancieren, nur im Kreis schwimmen oder nicht selten andere Beckeninsassen scheuchen, jagen, sogar totbeissen.
Das sind arme Kreaturen, die an ihrer aufgezwungenen Isolation zerbrechen.

Eine Einzelhaltung sehe ich als Grausamkeit gegenüber dem Fisch an und ist mit nichts zu rechtfertigen

Intergrationen von Tieren verliefen bei mir unterschiedlich.
Große Tiere wurden von der (damals kleineren) Gruppe erst einmal “unfreundlich begrüßt”, die größten Tiere schienen erst einmal klar stellen zu wollen, wer das Sagen hat.
Meine kleineren Neuzugänge dagegen wurden von der Gruppe aufgeregt, aber friedlich aufgenommen, hier sah ich interessanterweise unter den kleineren Petersii ähnliches Verhalten wie bei den Grossen.
Keines meiner Tiere hat jedoch ein anderes zu Tode gebissen, alle wurden in die Gruppe intergriert.

Meine 2 Todesfälle beruhten leider aufgrund einer nicht rechtzeitig erkannten Erkrankung.

G. petersii ist hauptsächlich dämmerungsaktiv, nimmt Lebend- und Frostfutter, das Fressen von Trockenfutter sind absolute Ausnahmen.
Eines meiner großen Tiere nimmt neuerdings ab und an mal Granulat auf, jedoch nur wenige Stückchen.
Bin gespannt, wie sich das entwickelt… ^^

Die Tiere verhungern eher normalerweise.
Gerade im Handel sieht man fast nur unterernährte und völlig gestresste (fehlende Unterschlüpfe etc.) , dem Tode nahe Tiere.

Meist wird das Futter nur vom Boden aufgenommen, man liest auch immer wieder, daß die Fische nicht in der Lage seien freischwebendes Futter zu fangen.
Dem kann ich nicht zustimmen.

Alle meine Tiere nehmen schon nach kurzer Eingewöhnung geschickt und ohne Probleme freischwimmende Mückenlarven auf, herabsinkendes Frostfutter, selbst feine, aber erwachsene Artemia sind da kein Problem.
Nach etwas Anlernen suchen meine Petersii auch ganz gezielt die Wasseroberfläche ab und durchstöbern obere Pflanzendickichte.
Hier treiben oft noch weisse Mückenlarven, die sie mittlerweile sogar lieber annehmen als rote.
Ich höre sie dann im Dunkeln an der Oberfläche “schmatzen” / “schnalzen” , sie stehen senkrecht und durchstöbern mit ihrem Kinnfortsatz Schwimmpflanzen oder “rüsseln” Blattunterseiten ab.
Dabei wirken sie völlig entspannt.

Das Eintauchen des “Rüssels” im Sandboden ( 0,4-0,8 mm ) habe ich noch nie beobachten können.
Es mag sein, daß sie dies in der Natur nur in weichem Schlamm machen, hier nutzen sie ihn eher wie einen Blindenstock, um auf dem Boden liegendes Futter zu ertasten und es dann aufzunehmen, wobei sie sich manchmal auch auf die Seite legen, denn die Mundöffnung ist ja über dem “Rüssel”….

Auch die Handfütterung geht schnell und ohne Probleme, sie reagieren auf ein sanftes Klopfzeichen und kommen dann sofort an.
Manchmal erwischen sie dann auch in ihrer Gier meine Hand, lassen dann aber sofort ab.
Ich habe aber auch schon mal kleine Wunden davon getragen, sie haben also richtig “Zug”.

Feste Zeiten merken sie sich schnell, und mein Mann und ich könnten schwören, daß sie sogar hören, wann der Froster aufgemacht wird, der in der Küche nur wenige Meter entfernt steht.
Dann wird die Gruppe hektischer.

Daß sie Personen unterscheiden können, dessen sind wir uns sicher.
Sie werden nur “futterhektisch” , wenn ich vor das Becken trete…meinen Mann beäugen sie nur aus der Deckung heraus.

Es ist wichtig, aufgrund ihrer quirligen Art, daß sie immer gut gefüttert werden, Jungtiere mehrmals am Tag.
Hungrige petersii sind mitunter extrem “grantig” untereinander.

Sie wachsen relativ zügig!
Aufgrund einiger Berichte dachte ich, daß sie Jahre brauchen, um wenige Zentimeter zuzulegen, doch ab einer Gewissen Größe finde ich das Wachstum sogar flott.
Ich habe Tiere, die innerhalb von 2 Jahren 6-8 cm zulegten ( kann auch etwas mehr sein), was auch deutlich mehr an Körperhöhe/ Masse betrifft und einen wirklichen Größenunterschied aus macht.
Hier sollte also von Anfang an ausreichend Platz eingeplant sein!
Unter einem 2 Meterbecken sollte man am Besten erst gar nicht anfangen mit der Pflege.

Das Aquarium sollte nicht zu hell eingerichtet sein, weicher Bodengrund, Schwimmpflanzen, große Wurzeln und viele Röhren zum verstecken (hauptsächlich tagsüber wegen des Lichts) sind zwingend notwendig, die Tiere erleiden sonst Stress, was dann auch innerartlich zu Problemen führen kann.
Auch eine ansonsten dichte Bepflanzung wird gerne angenommen und dort durchgetobt.
Hier darf natürlich auch das Auge des Pflegers erfreut werden.

Hinzu kommt, daß sie mit Hilfe elektrischer Impulse ihre Umgebung wie mit einem “Radar” sehen und zu viele/ quirlige Beifische sie durchaus stören könnten.
Weiches bis mittelhartes Wasser ist eine gute Basis.
Ein reines Artenbecken halte ich aber nicht für zwingend nötig.

Man sollte aber gut auswählen, denn des Nachts sind “die Elefanten los” und es wird wild durch das ganze Becken getobt.
Beifische können durchaus stark gestresst, in der Nachtruhe gestört, sogar in Panik versezt werden und springen, bzw. wild durchs Becken schiessen.
Das kann zu Verletzungen führen, oder Erkrankungen hervorrufen/begünstigen.
Großflächige Fische wie Skalare/Diskus rate ich ab.
Die Petersii greifen normalerweise keine anderen Fische an, sie sind friedlich, aber aufgrund ihrer Geschwindigkeit, der letztendlichen Größe und ihrere Vorliebe alles abzurüsseln, sind sie dann ungewollt aufdringlich.

Aufgrund der starken Fütterung neigen leider etliche Fischarten als Beibesatz zur Verfettung.
Hier sollte man unbedingt Fische auswählen, die entweder langame Fresser sind, oder zögerlich ans Futter gehen, so daß erst mal die petersii satt werden und dann erst der Rest.

Wer mit der Haltung dieser Tiere gedanklich spielt, sollte sich bewusst sein, daß sie durchaus höhere Ansprüche stellen, alleine schon wegen der Beckengröße.
Auch die Fütterung fordert etwas mehr Aufmerksamkeit.
Zudem sind es keine permanent präsenten Fische, je nach Gruppencharaktere sieht man sie tagsüber gar nicht.
Da kann so ein großes Becken dann ganz schön leer aussehen… *lach*

Es ist ein toller, interessanter Fisch… der in erfahrene Hände gehört und nicht nur ein Fisch unter vielen sein sollte, weil er eben so ” toll skuril” und außergewöhnlich ist, weil man etwas “besonderes” haben will.

Er gehört zu absoluten Liebhabern.

In einer Gruppe… niemals allein!

 

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