Einfahrzeit…

Ich habe in den letzten 20 Jahren  Aquarien innerhalb weniger Stunden sofort besetzt, aber auch die oft angeratenen 3 Wochen “ohne Fisch” eingehalten.
Mit beiden Handhabungen habe ich sehr gute Erfahrungen gesammelt.

Für mich persönlich unterscheide ich zwischen zwei Umständen:
die Einfahrzeit bei einem Anfänger und die eines kundigen Aquarianers.

Anfängern würde ich IMMER eine Einfahrzeit ans Herz legen.

Aus dem Grund, daß diese Zeit nicht nur dazu da ist, daß sich das System langsam einfährt, sondern auch, daß man sich auch dem “Glaskasten” annähert.

Darunter verstehe ich, daß man langsam ein Gefühl dafür bekommt, wie man einen Wasserwechsel macht (ich rate an, ihn mind. 1x ohne Fischbesatz zu machen), ob die Heizung richtig hängt, die Temperatur richtig verteilt wird, der Filter läuft und auch ob die Strömungsstärke und Richtung stimmt, die Pflanzen richtig sitzen, alle Steine platziert wurden, wo sie einem nach wenigen Tagen auch gefallen und vieles mehr…

Alles Dinge, die man als erfahrener Aquarianer automatisch berücksichtigt, bzw. richtig handhabt.

Bei einem Einsteiger / Unkundigem werden nun mal einige Fehler auftreten, daß lässt sich nicht vermeiden und selbst erfahrenen Aquarianern unterlaufen immer wieder Patzer.

Ungeeignete Pflanzen und /oder falsches Einsetzen derjenigen, dadurch auch etwas höhere Belastung des Aquariums (zersetzende/ faulende Blätter), zu viel / falscher Fischbesatz, zu viel Futter, zu viel Reinlichkeit… daß kann man innerhalb von 4 Wochen auch als Anfänger korrigieren bzw. vermeiden, indem man es langsam angehen lässt.

Wenn die Ungeduld drängt, der Tatendrang gestillt werden will, sollte man sich einfach mit Lesematerial beschäftigen, damit man wenigstens etwas mit Aquaristik während der Wartezeit zu tun hat.

Ich erinnere mich sehr gut daran, daß ich permanent an dem AQ rumgefummelt hatte, als ich anfing.

Da war die Strömung falsch, die Temperatur nicht so wie ich wollte, die Pflanzen lösten sich immer wieder, der Filterkorb war dann von absterbenden Blättern immer wieder verstopft, die Wurzel sollte doch woanders hin… vieles klappte einfach nicht so, wie ich es wollte.

Und die armen Fische mittendrin, weil ich eben nicht abwartete.
Fische /Lebewesen gehören eigentlich erst rein, wenn alles andere sitzt.
Man sollte vor dem Erstbesatz wenigstens einmal einen Wasserwechsel durchgeführt haben.

Zudem war es zu viel Fisch auf zu wenig Wasser und mein Nitritanstieg war immens !
Man nimmt am Anfang gar nicht richtig wahr, wie wenig Wasser man doch eigentlich dort zu stehen hat (z.B. 54 Liter) und wie viel Fisch man da rein setzen will, damit es “schön belebt und bunt” aussieht.
Und der Verkäufer im Geschäft antwortete stets:
das passt.

Im ersten Moment wirken 54 Liter als “verdammt viel an Wasser”.
Und die Fische sind ja noch klein, Jungtiere.
Für die meisten Fische im Handel sind 54 Liter aber verdammt wenig Lebensraum.

Ich habe Unsummen von Geld an diese Bakterienstarter wegen Nitrit ausgegeben… sie haben mir nicht geholfen.
Nun weiß ich ja: ein Wasserwechsel wäre effektiver gewesen.
Ich war einfach mitten im Nitrit-Peak drin.

Leider gab es damals das Internet noch nicht und ich hatte nur ein Buch, was nicht sehr hilfreich war.
Mein Bekannter (ein “Aquarianer” gab auch Tipps, aus heutiger Sicht völlig falsche) und der Handel sah natürlich, daß man an mir verdienen konnte und beriet mich nach Umsatz.
Ich Dussel vertraute beiden, was das Schlechteste war, was ich tun konnte.

Heutzutage kann ich ein AQ einfach aufstellen, Sand rein, Pflanzen rein, Wurzeln und Steine, eine ordentliche Portion Mulm, wenig Besatz, fertig.

Aber ich “sehe” anders… habe ein Gefühl entwickelt, bilde mir ein, alleine am Wasser/ Pflanzen sehen zu können, ob es rund läuft oder nicht.

Da sitzt der Filter gleich richtig, die Strömung stimmt, der Besatz, das Futter…

Es ist schwer zu sagen, aber alleine schon das Einsetzen der Pflanzen geht anders von statten, es passt einfach…ich weiß nicht, was ich anders mache…es müssen nur Feinheiten sein, aber diese entscheiden einfach, daß die Pflanzen gut anwachsen.

Das ist wie Schwimmen lernen.
Auf einmal geht es, obwohl man doch vorher beim untergluckern auch nichts anders gemacht hat…glaubt man…*ggg*

Dennoch messe ich Anfangs häufig, rein schon aus Neugierde … und würde dann auch Wasser außer der Reihe wechseln, wenn denn Nitrit (bei Fischbesatz) da wäre.

Ich mache bei sofortigem Besatz alle 2-3 Tage in den ersten 2 Wochen einen 40% Wasserwechsel und dehne ihn dann auf den wöchentlichen aus.
Damit bin ich sehr gut gefahren, Nitritanstiege waren (wenn überhaupt, ich habe nur in seltenen Fällen etwas gemessen) sehr gering, auch bei mitunter bei hohem Besatz.
Wenig Futter, gute Wasserpflege, dann klappt das ganz gut.

Wenn ich aber kann, dann würde ich einem AQ immer Zeit geben (mind. 2, besser 3-4 Wochen), sich langsam auf den Besatz vorzubereiten.
Es ist einfach entspannter, gerade wenn man im Berufsleben steht ist es eben nicht immer möglich sofort und ausreichend einzugreifen.
Hier ist es definitiv ein großer Pluspunkt, wenn man dem kleinen Biotop Zeit gibt.
Den Pflanzen genug Spiel sich im Boden zu verankern, dem Wasser Zeit sich langsam in eine Richtung einzupendeln, dem Bakterienhaushalt die Population auszurichten.
Natürlich brauchen die Bakterien auch etwas “zu futtern”, also das AQ nicht blitzblank halten!
Gerade bei dichtbepflanzten Aquarien habe ich das Gefühl, sie laufen dann einfach “runder” und langlebiger.

Oftmals wird ein “Testfisch” von Händlern und auch manchen Aquaqrianern empfohlen…

Ich persönlich empfinde dies als unmöglich!
Testen kann man mit einer Reagenzie…und nicht mit einem Lebewesen!

Eine Einfahrzeit kann also nicht nur vom Nachteil sein, sondern dem angehenden Aquarianer einfach spätere Pannen, Patzer und Unmut abnehmen, aber sie ist keine absolute Pflicht.
Es ist durchaus machbar, ein Aquarium sofort aufzustellen und auch zu besetzen.
Aber dann muß es auch richtig vorbereitet sein.
Je nachdem was es für ein AQ ist (Pflanzen/Wurzel/Stein/Bachbecken etc.), welcher Filter dran hängt und welcher Besatz dort hinein kommt, muß man auf einige Dinge achten.
Dies ist aber individuell verschieden und man sollte immer nach seinem eigenen Wissenstand gehen und vor allem auch bereit sein im negativen Fall Wasser zu wechseln…eventuell sogar mehrmals am Tag. Egal wie viel man sonst noch zu tun hat.

Im Zweifel : Geduld.

Dann klappt es.

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